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Strukturelle Herausforderungen

Studentische Initiativen sind immer wieder mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, obwohl sie inhaltlich oft sehr unterschiedlich ausgerichtet sind. So haben studentische Initiativen zum Beispiel häufig Schwierigkeiten verantwortungsvolle Schlüsselpositionen und Vorstandsämter zu besetzen. Bis zu einem gewissen Grad lassen dich diese internen Herausforderungen durch Fortbildungen und 'Professionalisierung' des ehrenamtlichen Engagements beheben. Die meisten Probleme mit denen studentische Initiativen zu kämpfen haben sind jedoch strukturell bedingt. Das hängt insbesondere mit der verkürzten Studienzeit durch die Einführung des Bachelor-, Mastersystems zusammen:

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Kernproblem 1: hohe Fluktuation der Mitglieder

Kernproblem 2: ungleicher Zugang zu ehrenamtlichem Engagement

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Zum Kernproblem 1: Hohe Fluktuation der Mitglieder

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Ein Studium sieht heutzutage häufig Auslandssemester, mehrmonatige Praxisphasen und Studienortswechsel zum Master vor. Das führt dazu, dass es Studierenden schwer fällt sich insbesondere in lokal verankerten Projekten zu Engagieren. Die Fluktuation der Mitgliedschaften in studentischen Initiativen ist entsprechen hoch. Der Großteil der engagierten Studierenden ist ca. 2-3 Semester in einer studentischen Initiative aktiv. Je nach fachlicher Ausrichtung der Initiative können sich diese Angaben jedoch unterscheiden.

 

Die hohe Fluktuation der Mitglieder in studentischen Initiativen zieht Folgeprobleme mit sich. So sind studentische Initiativen darauf angewiesen kontinuierlich neue Mitglieder zu werben und für die Anforderungen ihrer Projektarbeit fortzubilden. Das bindet Ressourcen, die nicht für eigentliche Projektarbeit aufgewendet wird und kann motivationshemmend wirken. Verantwortungsvolle Schlüsselpositionen werden häufig nur auf ein Jahr besetzt. Durch häufige Ämterübergaben und Generationswechsel geht viel Wissen verloren. Die studentischen Initiativen sind im Grunde dazu gezwungen sich jeden Jahr „neu“ zu erfinden.

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Zum Kernproblem 2: ungleicher Zugang zu ehrenamtlichem Engagement

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Die individuelle Bereitschaft sich gesellschaftlich zu Engagieren wird von verschiedenen Aspekten beeinflusst:

a) Die Verfügbarkeit sozialstruktureller Ressourcen

(z.B. Einkommen, Geschlecht, Zeit, soziales Umfeld)

b) Sozialpsychologische Faktoren

(z.B. individuelles Interesse, Identität, gesellschaftliche Einstellungen)

c) Schlüsselmotivationen (z.B. altruistische- / egoistische Motive, Gruppendynamik)

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Insbesondere die ungleiche Verteilung sozialstruktureller Ressourcen führt dazu, dass nicht alle Studierende in gleicher Weise die Möglichkeit haben sich gesellschaftlich zu Engagieren. So sind insbesondere Studierende aus einkommensschwachen Haushalten strukturell benachteiligt.

 

Je nach Studiengang und Fachrichtung priorisieren Studierende Engagement und Studium unterschiedlich. In Studiengängen in denen ein subjektiv höherer Leistungsdruck existiert das Studium in Regelstudienzeit abzuschließen und Bestnoten zu schreiben, fallt es Studierenden schwieriger sich neben dem Studium noch gesellschaftlich zu engagieren. Das trifft insbesondere auf die Examen-orientierten Studiengänge 'Medizin' und 'Jura' zu, sowie auf explizit praxisorientierte Studiengänge an Fachhochschulen.

 

Studentisches Engagement lebt von persönlichen Beziehungen und einem Umfeld, das für gesellschaftliches Engagement neben dem Studium empfänglich ist. Studierende müssen über das vielfältige Engagement-Angebot an ihrer Hochschule unterrichtet sein, damit sie sich engagieren. Gleichzeitig bedarf es der allgemeinen Anerkennung und Akzeptanz von studentischem Engagement am Campus. Diese Engagement-Kultur wird jedoch an verschiedenen Hochschulen und Fachbereichen unterschiedlich stark gefördert.

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